Montag, 26. Mai 2014

Lübeck - Die schöne Hansestadt

Im Rahmen der 34. Hansetage, welche dieses Jahr in Lübeck stattfanden, haben wir uns mit der Geschichte Lübecks von der Gründung und der Entstehung der Hanse beschäftigt. Nachstehend haben wir einiges Besonderes und Interessantes zusammengetragen, was selbst viele Einwohner von Lübeck noch überraschen könnte.
 
Zunächst wurde klar zwischen Bürgern und Einwohnern der Stadt Lübeck unterschieden.
Bürger unterstanden in Lübeck der Wehrpflicht und mussten Eigentum besitzen. Menschen ohne Eigentum waren Einwohner und hatten keine Bürgerrechte, unterstanden aber auch nicht der Wehrpflicht. Bürger durften nur innerhalb der Stadtmauern wohnen. Sie hatten ja auch ihre Pflichten zu erfüllen. Jeder war verpflichtet auf der Straße bewaffnet zu sein, um sich und die Stadt verteidigen zu können. Ebenso musste bei Einbruch der Dunkelheit eine Laterne bei sich geführt werden, da es keine Außenbeleuchtung gab und es somit so tiefschwarz sein konnte, dass man als Fußgänger zusammenstoßen konnte.

In späteren Zeiten hatten sie Sommerhäuser vor der Stadt, die jedoch nicht das ganze Jahr bewohnt oder eingerichtet sein durften. Man zog also 2 x im Jahr mit Hausrat und Gesinde um.

Jahrhundertelang war Lübeck eine Insel ohne Brücken. Das Siedlungsgebiet war aus Sicherheitsgründen auf die Insel beschränkt. Es gab nach der Erfindung der Kanonen insgesamt 13 Stadttore von denen heute nur noch 2 stehen – das Burgtor und das Holstentor. Es gab eine 7 Meter hohe Stadtmauer um die Altstadtinsel.

Im 19. Jhdt. bei der Stadterneuerung wurden die alten Anlagen alle abgerissen. Fast wäre auch das heute weltberühmte Wahrzeichen von Lübeck - das Holstentor – abgerissen worden, es wurde aber bei einer Abstimmung mit nur einer Stimme gerettet.

Das Holstentor ist ein Repräsentationsbau nach flämischem Vorbild. In Lübeck gab es keinen Adel, sondern Kaufleute. Die Aufschrift des Holstentores: „Concordia Domi Foris Pax“ (Eintracht innen, draußen Friede). Das Holstentor war ein mittleres Stadttor. Es gab noch ein 1. Äußeres, ein 2. Äußeres, und ein inneres davor und danach. Heute stehen an der Stelle der alten Stadttore kleine naturgetreue Nachbildungen in Glaskästen. Man stelle sich vor, die alten Anlagen würden noch existieren.

Am Abend wurden die Stadttore geschlossen und man zahlte hohe Strafen, wenn man zu spät kam. Aus dieser Zeit kommt der Spruch „Torschlusspanik“. Es gab das Torsperregesetz bis 1867.

 
Die schlimmsten Feinde der Hanse und damit auch von Lübeck waren die Dänen. Von 1460-1867 waren sie außerhalb der Stadt die Herren. 1202- 1225 war Lübeck kurz dänisch besetzt.

Lübeck handelte sehr stark mit Fisch und mit Salz. Es war 400 Jahre bis zur Reformation katholisch. Es gab im Jahr hundert Fastentage, an denen kein Fleisch, aber sehr wohl Fisch gegessen werden durfte. Zum Haltbarmachen der Fische brauchte man Salz. Es gab 6 Salzspeicher (heute befindet sich dort ein Ankleidegeschäft „Heick & Schmaltz). Man holte das Salz aus Lüneburg von den Salzbänken.  Das Salz wurde auf Kähnen mit Seilen an beiden Seiten des Flusses gezogen. Das Kommando war: „Zieh Leine“.

Eine Bedrohung in Lübeck war auch immer das Hochwasser. Bei den Häusern an der Trave sieht man, dass der Boden sich auf Fensterhöhe befindet. Das schlimmste Hochwasser war 1872 mit über 1,50 m Höhe. Vielleicht kommt daher der Ausspruch: „Ihm steht das Wasser bis zum Hals“.

Bis in die 60iger Jahre des 20. Jhdt. gab es eine Kanone, die mit 3 Böllerschüssen warnte, wenn Hochwasser drohte.

In Lübeck gibt es insgesamt 5 Kirchen mit 7 Türmen. Daher wird Lübeck auch oft „Die Stadt der 7 Türme“ genannt. Die Marienkirche ist das höchste Backsteingewölbe der Welt mit 38,5 m im Mittelschiff.
 


In Straßen wie als Beispiel die Gr. Petersgrube kann man Fassaden aus unterschiedlichsten Zeiten wie die Gotik, Renaissance, Klassizismus bestaunen und man fragt sich zunächst, wie das sein kann. Der Grund ist ganz einfach. Reiche Kaufleute zeigten ihren Wohlstand und ihre Macht, indem sie die Fassaden ihrer Häuser komplett abreißen liefen und der aktuellen Mode anpassten. So kann es sein, dass eine Fassade 200 Jahre alt ist und das Haus dahinter 800 Jahre.

 
In dieser Straße befindet sich auch die Musikhochschule, welche in den 80`er Jahren des 20. Jhdt. aus 22 Gebäuden zusammengefasst wurde.

Vorne war das Dielenhaus, Speicherhaus und im Hof eine kleines Wohnhaus. Vor 200 Jahren wurden die Dielenhäuser durch Speicher am Hafen ersetzt und die Dielenhäuser in die Wohnhäuser umgewandelt.

Für die Boote brauchte man, wenn sie keine Ladung Ballast. Dazu verwendete man Sand. Oder Steine aus Gotland. Diese großen Stein verwendete man für die Fußböden im Erdgeschoss der Dielenhäuser, in die man mit den Kutschen zum entladen einfuhr.

An beiden Seiten der Einfahrten findet man Prellsteine die verhindern sollte, dass der Kutscher „die Kurve kratzt“.

Insgesamt gab es ursprünglich 180 Hinterhofgänge. Dies ist eine Parallel-Welt gewesen. Sie waren untereinander verbunden und man konnte sich nur in den Hinterhöfen aufhalten, ohne zur je zur Straße zu gehen – von außen sind diese Hinterhöfe nicht sichtbar. Dies waren Durchbrüche und dort wohnten die Ärmsten unter unvorstellbaren Bedingungen. Die Durchbrüche mussten groß genug sein, dass ein Sarg hindurch ging.

 
Heute existieren davon noch 90 davon. Und es hat sich in das Gegenteil verkehrt. Es ist bevorzugtes Wohnen in wunderschönen kleinen Hinterhofhäusern, die zum Teil an Puppenstuben erinnern. Wer einen Besuch in Lübeck vorhat, kann sich in so einem Altstadthäuschen einmieten, um zentral zu wohnen und das mittelalterliche Flair zu genießen, denn viele von denen wurden als Ferienhäusern hergerichtet.

Ein alter Spruch der Kaufleute war: „Eng wohnen, weit denken!“
 
Was viele sicher nicht wissen ist, dass Lübeck im 14./15. Jhdt. mit 28 000 Einwohner nach Köln die 2. größte Stadt in Nordeuropa war. Der erste Gründer von Lübeck war Graf von Schaumburg. Der 2. Gründer Herzog der Löwe. Dieser verlieh Lübeck das Stadtrecht und das Münzrecht t und es wurde zum Stadtstaat.

 
Nachdem der König Heinrich der Löwe sie von den Dänen befreite, machte er sie zu einer Königsstadt. Nach 711 Jahren verlor Lübeck den Status des freien Reichsstaats unter den Nazis.

Jede Berufsgruppe in Lübeck hatte ein Amtshaus. Es gab in Lübeck bis zur Reformation 4 Klöster, 2 Männer und 2 Frauenklöster. Ins Frauenkloster kamen die Töchter der Kaufleute, die man zwischen ihrem 13 und 18 Lebensjahr verheiratet. Ab 18 kamen sie unverheiratet als „Alte Jungfer“ ins Kloster.
 
Es gab 180 Brauereien in der Stadt. Es wurde ausschließlich Bier getrunken, denn Wasser war nicht zu trinken und verseucht. Es gab Kinderbier und Altenbier. Ein Spruch aus dieser Zeit: „Ein Tag ohne Bier ist ein Gesundheitsrisiko!“
 
 
Nicht zuletzt durch die Gaststätte "Brauberger" mit eigener Brauerei im Gründerviertel der Stadt mit dem 800 Jahre alten Kellergewölbe ist Lübeck ein Besuch wert.